Ausstellung über den spanischen Maler zwischen Tradition und Moderne

Mythos Spanien: Erlebt Ignacio Zuloaga in der Kunsthalle

Ignacio Zuloaga erfasste den „Mythos Spanien“ wie kaum ein anderer Künstler: Vom 15. September 2023 bis zum 4. Februar 2024 präsentiert die Kunsthalle München unter diesem Titel eine umfassende Ausstellung über den spanischen Maler, der Tradition und Moderne verband.

Arte Ederren Bilboko Museoa – Museo de Bellas Artes de Bilbao
Ignacio Zuloaga: Der Kardinal, 1912; Öl auf Leinwand, 201 × 236,3 cm; Museo de Bellas Artes de Bilbao. Schenkung von Javier Horn Prado, 1966

Die Ausstellung „Mythos Spanien“ in München

Kaum ein Künstler hat das Spanienbild, das man sich um 1900 im Ausland machte, so sehr geprägt wie Ignacio Zuloaga. Die Kunsthalle München beleuchtet die künstlerische Arbeit Zuloagas mit rund 90 Werken in zehn thematischen Kapiteln. Der aus einer baskischen Handwerkerfamilie stammende Zuloaga entwickelte seine Malerei in Paris entscheidend weiter. Die Hauptstadt der Avantgarde wurde für ihn auch nach seiner Rückkehr nach Spanien zum ideellen Zentrum seines Schaffens.

Die Ausstellung untersucht u.a. seine Verbindungen zu den spanischen Literaten der 98er Generation und zu deutschen Künstlern wie Rainer Maria Rilke, Paul Klee und August Macke. Auch sein Verhältnis zum Franco-Regime, das ihn vereinnahmte und seine Rezeption in Deutschland negativ beeinflusste, wird thematisiert. Zuloagas vielschichtiges Werk wird neu interpretiert und zeigt ihn als ambivalenten Mythenbildner, der das Bild Spaniens bis heute prägt.

Archivo Fotográfico Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid
Ignacio Zuloaga: Blutiger Christus, 1911; Öl auf Leinwand, 248 × 302 cm; Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid

Ignacio Zuloaga: Ein Bewahrer der spanischen Seele

Ignacio Zuloaga (1870-1945) prägte mit seinen Bildern in der Nachfolge von Diego Velázquez und Francisco de Goya das internationale Spanienbild um 1900, auch in Deutschland. Er porträtierte Stierkämpfer und Flamencotänzerinnen, Asketen und Büßer in sonnenverbrannten Landschaften und würdigte das einfache Leben der Landbevölkerung; religiöse und sogar mystische Figuren wie Hexen und Zwerge fanden Eingang in seine Bilder. In einer Zeit des industriellen Wandels und der zunehmenden europäischen Orientierung Spaniens versuchte Zuloaga mit seinen Werken die „spanische Seele“ zu bewahren.

In Spanien selbst rief Zuloagas persönliche Sicht auf sein Heimatland heftige Kritik und hitzige Debatten hervor, da viele seine Darstellungen als unpatriotisch empfanden. Seine Malerei verhandelte die große Frage nach der Identität Spaniens zwischen Tradition und Moderne, zwischen Selbstbesinnung und Öffnung nach Europa – und wurde gerade deshalb zum Politikum.

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