Veranstaltungen und Ausstellungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs

„Stunde Null“: Programm und Aktionen der Münchner Museen

Am 8. Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 80. Mal. Rund um dieses Datum finden in den Münchner Museen und im öffentlichen Raum zahlreiche Ausstellungen und Sonderveranstaltungen statt, die sich mit der sogenannten „Stunde Null“ beschäftigen. Wir haben hier eine Auswahl aus dem Programm der Museen zusammengestellt.

nsdoku Videoinstallation - over/underexposed
nsdoku
Mit der Videoinstallation overexposed/underexposed öffnet am 8. Mai das NS-Dokuzentrum seine Türen wieder.

NS-Dokuzentrum: Wiedereröffnung am 8. Mai

Zum Jahrestag der deutschen Kapitulation öffnet das NS-Dokumentationszentrum nach dem Umbau seine Pforten für Besucher*innen wieder. Zur Wiedereröffnung am 8. Mai um 13 Uhr sprechen Oberbürgermeister Dieter Reiter und Museumsdirekorin Mirjam Zadoff, abends (19:30 Uhr) wird es in Gedenken an das Kriegsende noch ein Konzert der Hochschule für Musik und Theater geben. 

Zu sehen sind außerdem die neue Intervention „Erinnerung ist...“ , die mit zwanzig ausgewählten Objekten die Dauerausstellung „München und der Nationalsozialismus“ ergänzt und die Videoinstallation overexposed/underexposed. Das NS-Dokumentationszentrum feiert 2025 übrigens sein 10-jähriges Jubiläum, wozu es ein ausgewähltes Programm gibt. 

Das Stunde-Null-Programm in der Monacensia im Hildebrandhaus

Ein Ort zum Stöbern und Studieren: Die Monacensia ist Literaturarchiv, Bibliothek und Ausstellungshaus
Eva Juenger

Im Rahmen des Programms „1945–2025 Stunde Null?“ lädt das Literaturarchiv Monacensia im Hildebrandhaus bis September 2025 zu Veranstaltungen ein, die sich mit jüdischem Leben, Erinnerungskultur und der Aufarbeitung der NS-Zeit in München beschäftigt:

  • 29.04.2025, 19:00 Uhr – Das Hildebrandhaus in der NS-Zeit
    Gespräch über die Rolle des Hildebrandhauses während des Nationalsozialismus.
  • 13.05.2025, 19:00 Uhr – Jüdisches Leben im Bogenhausen der Nachkriegszeit
    Zeitzeugengespräch über das jüdische Leben im Münchner Stadtteil Bogenhausen nach 1945.
  • 16.05.2025, 18:00 Uhr – Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre
    Literarisch-musikalischer Abend über Thomas Manns Bruch mit Deutschland.
  • 24.06.2025, 19:00 Uhr – Der Schriftstellerverband der befreiten Juden
    Vortrag zur Geschichte eines einzigartigen jüdischen Schriftstellerverbands im Nachkriegsdeutschland.
  • 10.08.2025, 11:00 Uhr – Die Polizeieinsätze in der Möhlstraße 1949
    Historischer Spaziergang zu antisemitisch motivierten Polizeieinsätzen in München.
  • 16.09.2025, 19:00 Uhr – Das Erbe von Elisabeth Braun
    Gespräch über die jüdische Schriftstellerin Elisabeth Braun und ihr Vermächtnis.

Alle Veranstaltungen finden in der Monacensia im Hildebrandhaus statt, der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. 

Sudetendeutsches Museum: Führungen zum Schicksalsjahr 1945

Außenansicht des Sudetendeutschen Museums
Sebastian Weise, © Sudetendeutsche Stiftung

Das Sudetendeutschen Museum bietet zwei spezielle Themenführungen an, die sich um das Jahr 1945 drehen. Bei „Theresienstadt – Tag der Befreiung“ (8.5., 19 Uhr) erfahren die Besucher*innen mehr über das Konzentrationslager im sogenannten „Protektorat Böhmen und Mähren“, in dem über 35.000 Menschen ums Leben kamen. 

Die Führung zum „Massaker in Postelberg“ (12.6., 19 Uhr) beschäftigt sich mit der Ermordung von 763 deutschen Jugendlichen und Männern, die sich kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Postelberg ereignete. Die beiden Führungen sind kostenlos, es fällt lediglich der reguläre Eintritt ins Museum an.

Public Art: „Stunde Null" als Thema der Annuale

Im Annuale-Programm von Public Art sind zur „Stunde Null" im Sommer 2025 sechs temporäre Kunstwerke an (teils noch nicht bekannten) verschiedenen Orten zu sehen, die sich mit Münchens Stadtgesellschaft ab Kriegsende 1945 befassen. 

Andrea Veselá beschallt in weißes rauschen mit einer Klanginstallation das ehemalige Gebäude von Radio Free Europe und erinnert die Störsignale des Kalten Kriegs. Veronika Veit thematisiert in Auf engstem Raum – nicht in die gute Stube das erzwungene Zusammenleben in München nach 1945 anhand einer Filminstallation in einem Holzhaus. Anna McCarthy baut mit Invisible Borders temporäre Grenzinstallationen auf und verweist auf heutige Migrationspolitk. 

Janis Strobl setzt sich in afrodeutsche Besatzungskinder mit den Lebensgeschichten schwarzer Nachkriegskinder auseinander und installiert eine keramische Sitzgelegenheit. Patricia London Ante Paris erzählt in der wandernden Tanzperformance Swing Swing Swing von Geschichten junger Frauen, die durch Swing-Musik neuen Lebensmut fanden. Form Follows Dysfunction von service not included erinnert mit einem Performance-Bauprojekt an die Ost-West-Friedenskirche und lädt zur aktiven Mitgestaltung ein.

Jüdisches Museum: Ausstellung „Die dritte Generation“

Ausstellungsansicht „Die dritte Generation"
Eva Jünger

Bis zum 1. März 2026 zeigt das Jüdische Museum München anlässlich der „Stunde Null" die Ausstellung „Die Dritte Generation. Der Holocaust im familiären Gedächtnis“. Die Schau zeigt, wie Holocaust-Traumata über Generationen weiterwirken – besonders bei den Enkeln, die mit Distanz und offenen Fragen auf ihre Familiengeschichte blicken. Künstlerische Arbeiten aus München thematisieren Schweigen, Erinnern und das Schließen biografischer Lücken. Auch Herkunft, Rückgabe von Objekten sowie die Erinnerung an den Holocaust an Sintizze und Rom*nja stehen im Fokus.

Zentralinstitut für Kunstgeschichte: Ein Kunstarchiv der „Stunde Null"

Archiv des Künstlerverbundes
Raimund Ritz
Das Archiv des Künstlerverbundes

Wie startete der Kunstbetrieb nach der Zeit des Nationalsozialismus neu? Die Ausstellung „Die Unterlagen befinden sich im Zustand der Ablage“ im Zentralinstitut für Kunstgeschichte macht noch bis zum 4. Juli 2025 erstmals ein bislang verborgenes Archiv des Künstlerverbunds im Haus der Kunst öffentlich zugänglich. Acht Künstler*innen setzen sich in ihren Werken kreativ mit der Geschichte der Ausstellungsleitung München e.V. auseinander, die seit 1948 maßgeblich an der Wiederaufnahme des Ausstellungsbetriebs in München nach Ende des Nationalsozialismus beteiligt war. Zwischen Kunst und Dokumentation entstehen spannende Dialoge mit historischen Materialien wie Briefen, Protokollen und Fotografien – ein überraschend poetisches Erlebnis für ein vermeintlich staubtrockenes Archiv. 

Villa Stuck: Tagung zu Franz Roh am 5.6.

Die Villa Stuck mit Museum
muenchen.de/Monica Garduno Soto

Am Donnerstag, den 5. Juni 2025, lädt die Villa Stuck zu einer Tagung unter dem Titel „Neustart in der Kunst – Franz Roh in der ‚Stunde Null‘“ ein. Von 13 bis 19 Uhr widmen sich Kunsthistoriker*innen der Rolle des Münchner Kunstkritikers Franz Roh (1890 – 1965) in der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Roh positionierte sich bereits früh kritisch gegenüber der Kulturpolitik der Nationalsozialisten und landete deshalb 1934 für mehrere Wochen im Konzentrationslager Dachau. Anschließend zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er von den US-amerikanischen Besatzungsbehörden als integre und unbelastete Stimme wahrgenommen – und somit zu einem wichtigen Gesprächspartner im Rahmen der kulturellen „Reeducation“ Deutschlands. Die Tagung beleuchtet Franz Rohs Wirken in der Stunde Null und seine Bedeutung für den kulturellen Neuanfang in München. Der Eintritt ist frei.

Lenbachhaus: Wissenschaftlicher Workshop am 12.5.

Das Lenbachhaus in München
Städtische Galerie im Lenbachhaus München

Wie sichtbar war Kunst nach 1945 - und wer bestimmte, was gezeigt wurde? Am 12. Mai 2025 veranstaltet die Städtische Galerie im Lenbachhaus von 10 bis 19 Uhr den wissenschaftlichen Workshop „Long Forgotten Future - (Un)Sichtbarkeiten im Münchner Kunstbetrieb nach 1945“.

Im Mittelpunkt stehen Brüche, Kontinuitäten und bislang übersehene Perspektiven im Kunstbetrieb der Nachkriegszeit. Expert*innen aus Kunstgeschichte, Provenienzforschung und Archivarbeit beleuchten institutionelle Entwicklungen, Ausstellungsprojekte und kulturpolitische Rahmenbedingungen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung bis zum 2. Mai 2025 per E-Mail an lisa.kern@muenchen.de ist erforderlich.

Amerikahaus: Die Kriegsfotografin Lee Miller

Das Amerikahaus am Karolinenplatz in der Maxvorstadt
Leonhard Simon - Amerikahaus München.jpg

Die Ausstellung „Lee Miller Photography“ im Amerikahaus widmet sich bis zum 31. Juli 2025 einer US-amerikanischen Zeitzeugin und zeigt das außergewöhnliche Werk einer Frau, die als Fotografin, Kriegsreporterin und Künstlerin Maßstäbe gesetzt hat. Im Mittelpunkt stehen ihre eindringlichen Aufnahmen aus den letzten Kriegsmonaten - darunter Szenen aus dem zerstörten München und dem befreiten Konzentrationslager Dachau -, die zu bedeutenden Bildzeugnissen der „Stunde Null" wurden. Neben ihren bewegenden Kriegsreportagen zeigt die Ausstellung auch frühe Arbeiten aus ihrer Karriere als Mannequin und Modefotografin in New York, Paris und Ägypten.

In Kooperation mit dem Kulturreferat und den Museen

Dieser Beitrag über die Münchner Museen wird vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München gefördert und ist in Kooperation mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern konzipiert worden. Die Inhalte wurden zwischen den beteiligten Museen und muenchen.de, dem offiziellen Stadtportal, abgestimmt.

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